Gail’sche Park

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Gail’sche Park im Biebertaler Ortsteil Rodheim

Der Gail’sche Park im Biebertaler Ortsteil Rodheim ist ein ca. 2,8 ha großer Landschaftspark mit einer Villa, der in den Jahren 1880 bis 1900 im Auftrag der Gießener Tabak-, Zigarren- und Keramikfabrikanten Gail angelegt wurde.

Der Park

Der Wechsel von offenen und geschlossenen Parkräumen und Baumgruppen, Skulpturen, Wasserläufen und Teich sowie die Wegeführung mit Sichtachsen entsprechen den von der sogenannten Lenné-Meyer-Schule umrissenen zeitgenössischen Charakteristiken der Parkanlage im englischen Stil. Abgerundet wird der Park mit zahlreichen sogenannten Staffagebauten: Neben dem 1880 von Hugo von Ritgen entworfenen Schweizerhaus mit seiner mit reichhaltiger Durchbruchschnitzerei gezierten Veranda findet sich auf einer kleinen Anhöhe ein Uhrtürmchen (erbaut 1896) mit Biberschwanz-Dacheindeckung in Gail’scher Glasurklinker. Die Farbglasur im Ringofen war eine 1902 zum Patent angemeldete Erfindung der Firma Gail; bei der immer wieder kolportierten Aussage, dass dieses Türmchen der Gail’schen Keramikfabrik auf der Pariser Weltausstellung 1900 als Ausstellungsstück diente, handelt es sich jedoch um eine Dorflegende. Weiterhin finden sich ein Bienenhaus und das Teichhaus mit Birkenholzsteg, dessen Fassade mit Mosaiken geschmückt ist. Das Innere von Mariannes Spielhaus, 1910 im Jugendstil errichtet, ist mit zahlreichen Märchenfriesen geschmückt. Der Park weist etwa 135 verschiedene Gehölze auf, darunter botanische Raritäten wie Carolina-Rosskastanie, Schirmtanne, Korkspindel und Geschlitztblättrige Haselnuss. Der Park ist seit seiner Entstehung ohne wesentlichen Stilbruch ständig gepflegt worden. In den letzten Jahren wurden die im Lauf der Zeit betonierten Wege wieder in ihren ursprünglich sandwassergebundenen Zustand versetzt und das Wasserspiel sowie die Weinbergterrassen rekonstruiert; als sehr kostspielig stellte sich die Sanierung des Teiches dar. Alles in allem wurden rund eine halbe Million Euro für diese Maßnahmen investiert. Auch die kleine Insel im Teich ist wieder erreichbar, da die zu ihr führende verfallende Bogenbrücke dank einer Förderung der Gemeinschaftsstiftung Historische Gärten instand gesetzt werden konnte.

Die Villa

Die Villa im Stil eines historistischen Landhauses wurde von dem Frankfurter Architekten Franz von Hoven (1842–1924) ab 1895 geplant. 1896 erfolgte die Grundsteinlegung und 1897 die Fertigstellung. Die Gefache im Fachwerk-Giebel sind mit Tier- und Blumenmotiven in der volkstümlichen Kratzputzornamentik des Marburger Landes gestaltet. Anfangs von der Familie Gail nur als Sommersitz genutzt, wurde die Villa 1945 von der US-amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und bis 1948 genutzt. In den folgenden Jahren erfuhr das mittlerweile als Dauerwohnsitz dienende Gebäude etliche Umbauten. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gail%E2%80%99scher_Park Website Gai‘scher Park